Neue Fairness: Gusi stiehlt nicht mehr
Politsatire “Bei Schüssels II” im Rabenhof: Mit Wolfgang Schüssel, weiterhin furzend – Neu dabei: HPM und Vera Russwurm
Wien – Auch wenn der Titel es suggeriert: Bei Schüssels II – Jetzt wird gewählt ist kein Sequel der erfolgreichen Rabenhof-Produktion, die im Februar zur Uraufführung gelangte. Das bitterböse Kasperltheater von Peter Hörmanseder und seinen beiden maschek-Kollegen wurde lediglich aktualisiert. Was zur Folge hat, dass der Plot etwas unlogisch ist.
Nach wie vor steigt Alfred Gusenbauer bei Schüssels ein, um Munition fürs Dirty Campaining zu sammeln, nach wie vor hält er es für ein Verbrechen, Rotwein am Häusl einzulagern, wo Andreas Khol hockt, und nach wie vor wird er abgewatscht. Er kommt aber nicht mehr ganz so schlecht weg: Zumindest die Szene, in der er dem Kanzler Geld stiehlt, wurde gestrichen.
“Weil er’s kann”
Wolfgang Schüssel, weiterhin furzend (“weil er’s kann”), hingegen brilliert nicht mehr im Konzert der Mächtigen Europas: Der Schwerpunkt verlagert sich vor allem im eher langweiligen Mittelteil auf die österreichische Innenpolitik. Daher gibt es neben Angela Merkel, die Schüssel weiterhin für eine Putzfrau hält, und Silvio Berlusconi, der eigentlich gar keine Rolle mehr spielen sollte, drei neue Handpuppen von AnaMaria Heigl nach Vorlagen Gerhard Haderers: Einen HPM mit krächzender Stimme, der seinen großen Auftritt als Pausenansager hat. Eine überflüssige Vera Russwurm, die aussieht wie Anneliese Rohrer. Und einen grandios knurrenden Westentaler.
Khol soll diesen Hassparolen bellenden Zidane-Bullterrier zähmen. Dies gelingt ihm bravourös in der besten der neuen Nummern: Regisseur Thomas Gratzer zitiert My Fair Lady – und so trällert Westi schließlich eher manierlich “Sag Ö Adieu und nimm Deinen Hut”. Eine weitere Aktualisierung scheint bereits in einer Woche dringend nötig …
(Thomas Trenkler/DER STANDARD, Printausgabe, 27.9.2006)
Schüssel recht staatsmännisch, Westenthaler eiskalt und Khol hemds- ärmelig: die Handpuppen AnaMaria Heigls nach Vorlagen von Gerhard Haderer für den Wiener Rabenhof. (Foto: APA/RITA NEWMAN)
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