maschek. Macht. Medien.
Wirklich wohl fühlt sich im beginnenden Jubeljahr ja kaum jemand. Einerseits, weil die Feierlichkeiten bei runden Jubiläen viel Arbeit für die Verantwortlichen bedeuten, und andererseits, weil man als Zuschauer und Beobachter nicht weiß, was auf einen zukommen wird. Ob man die vielen Rückblicke, Verklärungen und Feiereien in so einem intensiven Ausmaß überhaupt will.
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Doch es muss nicht immer alles so kommen, wie man es sich – ausgehend von üblichen Konventionen – erwartet. Vor allem jene, die keinen inhaltlichen Verpflichtungen oder einer von oben auferlegten Imagepflege unterliegen, können einen Rückblick so gestalten, wie er ihnen gefällt. Subjektiv, kompromisslos und ohne halbe Sachen.
“The Great Television Swindle”, die erste Theaterproduktion der Wiener Künstlergruppe “maschek” ist daher eine sehr kritische und reflektierte, teilweise bewusst überspitzte und manchmal sogar ziemlich zornige Stellungnahme zum 50. Geburtstag des österreichischen Fernsehens. Hier wird nicht abgefeiert und verklärt, den drei Herren von maschek geht es viel mehr darum, dem TV die Hosen runterzuziehen. Technische und psychologische Tricks und Dramaturgien offenzulegen. Zu zeigen, wie stark sich die Arbeit des Massenmediums Fernsehen auf Politik und Gesellschaft auswirkt und welche Verantwortung dadurch entsteht.
maschek spielen maschek
Der “Great Television Swindle” ist kein Theaterstück, in dem es um Requisiten und Figuren geht. Peter Hörmannseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel spielen sich selbst und zeigen dabei die Geräte und Techniken, mit denen sie arbeiten, bewusst offen her. Etwa, wenn sich Salamun vor die Blue-Box stellt und exhaltierte Bewegungen macht: Das Publikum sieht dabei sowohl das visuelle Endprodukt (Mann wandert durch eine Videokulisse), als auch das, was technisch dahinter steckt. Oder wenn Robert Stachel dem Publikum vermeintlich beiläufige Anekdoten erzählt: Wie das ist, wenn man sich als einziger in Familie/Freundeskreis mit Computern auskennt, und wenn er über die Software-Programme schwärmt, die Kollege Hörmanseder beherrscht (“Der kann alles: Final Cut, Photoshop, Soulseek, Kazaa …”).
So umgehen maschek geschickt die Tatsache, dass sie eigentlich gar keine Schauspieler sind, dafür aufmerksame und schlaue Beobachter, gewitzte Unterhalter. Das bewährte maschek-Konzept ist die Live-Vertonung von Fernseh- und Videomaterial mit den eigenen Stimmen. Das Trio hat Erfahrung in der Manipulation und Umdeutung von Bild und Ton. Sie wandeln spielerisch etwas Ernstes in etwas Komisches, etwas Offiziöses in etwas Subversives, etwas Seriöses in etwas Peinliches um.
Genau darauf baut die Geschichte des “Great Television Swindle” auf. maschek sind erfahrene Medienarbeiter und haben daher möglicherweise sogar das Potenzial, mit Hilfe von Fernseharchivmaterial den Verlauf der Geschichte zu verändern. Und wer weiß: Wenn plötzlich ein honoriger Auftraggeber ein entsprechendes Angebot macht, können selbst die integeren Herren von maschek schwach werden …
Macht der Medien
“The Great Television Swindle” ist ernster und drastischer als die unbelasteten und spaßigen “Drüberred”-Performances, für die maschek bekannt sind. Zwar gibt es das in der aktuellen Produktion vom Rabenhof-Theater auch, aber nur als immer wiederkehrender Teil einer vertrackten Geschichte, die schnell in ein großes Chaos mündet. Es ist eine Art “Zurück in die Zukunft” für Medienarbeiter, Publizistikstudenten und kritische Mediennutzer. Eine gute und facettenreiche Stellungnahme zu den Themengebieten “Macht der Medien” und “Manipulation von Bildern”, die in Zeiten, wo zunehmend alles digital erfasst und verändert wird, immer prekärer werden.
Das Programm hat aber auch persönlichere Hintergründe. Die mascheks sind Anhänger des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, das in Österreich ihrer Meinung nach weit von dem entfernt ist, was sie sich wünschen. Sie sehen zuviel Konzepte und Ideen aus dem Privatfernsehen kopiert und ein Programm, das immer für alle gleichermaßen gut zugänglich sein muss.
Ulrich Salamun bringt es so auf den Punkt: “Ich will manchmal ein Fernsehen, das ein bissl gscheiter is als ich, aber das ist in Österreich momentan leider nicht der Fall.”
(Robert Glashüttner, FM4) zum Artikel