Die Presse, 13. Jänner 2005
Kinderarbeit bei “Am dam des”
Von der “Am dam des”-Bastelstunde, die zur Anleitung für Kinder-Akkordarbeit mutiert, bis zum “Wetten dass . . .?”-Skandal, bei dem Fred Sinowatz zum glühenden Anführer der Kraftwerksgegner wird – Maschek synchronisieren live Archivmaterial, und das ist teilweise zum Schreien komisch. Da sind Hugo Portisch und Monika Lindner genauso wenig vor ihnen sicher wie Wolfgang Schüssel oder Heinz Fischer. Und wie sie es doch noch schaffen, die österreichische Geschichte zurechtzubiegen, ist in jedem Falle sehenswert.
(Christina Böck)
Kinderarbeit bei “Am dam des”
VON CHRISTINA BÖCK (Die Presse) 13.01.2005
Franz Morak hat es eilig. “Loß mi durch, loß mi durch, loß mi durch”, herrscht er mit leicht psychotischen Zügen den lässig im Weg stehenden Hubert Gorbach an. Dieser wiederum zeigt sich unwillig, das Protokoll zu schreiben (“aber leserlich!”), weil sich “der Herbert Haupt wehgetan hat”. Neulich im Ministerrat? Wenn es nach dem Satire-Trio Maschek geht, schon. Maschek, das sind Peter Hörmanseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel, vertonen seit einigen Jahren Fernsehbilder neu – mehr oder weniger als Geheimtipp. Mit ihrer ersten abendfüllenden Show “The Great Television Swindle” nehmen sie sich jetzt die österreichische Fernsehgeschichte vor.
Denn im besagten Ministerrat hat der Bundeskanzler der “Medienagentur” Maschek einen Auftrag gegeben. Man ist nämlich draufgekommen, dass Julius Raabs Annahme, “In das Fernsehkistl schaut eh keiner rein, das kann man ruhig den Roten überlassen”, revidiert werden muss. Deswegen erhält Maschek den Auftrag, das Bild der ÖVP in den Archiven ins richtige Licht zu rücken, in das beste nämlich. Mit ein bisschen Bildbearbeitung (“da nehmen wir dem Kreisky die Hände weg”) gewinnt Josef Taus 1975 die TV-Konfrontation mit Bruno Kreisky. Das Hände-Reiben kommt jedoch zu früh: Denn, wie das so ist, wenn man die Vergangenheit manipuliert, wirkt sich das auf die Gegenwart aus. Und der neue Bundeskanzler Michael Häupl hat so überhaupt kein Interesse, Maschek für ihre Mühen zu bezahlen.
Von der “Am dam des”-Bastelstunde, die zur Anleitung für Kinder-Akkordarbeit mutiert, bis zum “Wetten dass . . .?”-Skandal, bei dem Fred Sinowatz zum glühenden Anführer der Kraftwerksgegner wird – Maschek synchronisieren live Archivmaterial, und das ist teilweise zum Schreien komisch. Da sind Hugo Portisch und Monika Lindner genauso wenig vor ihnen sicher wie Wolfgang Schüssel oder Heinz Fischer. Und wie sie es doch noch schaffen, die österreichische Geschichte zurechtzubiegen, ist in jedem Falle sehenswert.